Kooperation Wasserrettungsdienst Südböhmen


Die Zusammenarbeit mit anderen Einsatzorganisationen hat für jede Blaulichtorganisation große Bedeutung und wird regelmäßig bei Übungen trainiert um im Ernstfall rasch und reibungslos arbeiten zu können. Doch seit 2005 gibt es eine besondere Form der Kooperation zwischen dem Tschechischen Wasserrettungsdienst Südböhmen Vodní záchranná služba ČČK und der Österreichischen Wasserrettung Landesverband Oberösterreich.

Die Geschichte

Am 20.05.2005 informierte Ehrenlandesleiter Walter Kobick den Landesvorstand, dass der Wasserrettungsdienst Südböhmen einen Partner für ein EU-Projekt sucht.  Ein erstes Treffen mit dessen Leiter Ing. Milan Bukáček fand wenig später in Český Krumlov (Krumau) statt. Bei dieser Besprechung wurde von Landesleiter Rudolf Plainer die Organisation und Betreuung dieser Kooperation an Josef Leichtfried, in seiner damaligen Funktion als Landesleiter Stellvertreter, übertragen.

Bereits im Juni 2005 fand am Lipno-Stausee eine erste gemeinsame Übung statt, um gegenseitig erste Eindrücke vom Ausbildungsstand und Einsatzkraft sammeln zu können.

Für das geplante EU-Projekt gab es zu diesem Zeitpunkt mit der Bayrischen Wasserwacht noch einen Mitbewerber, doch bereits im Juli entschied Ing. Bukáček, die Kooperation mit der ÖWR einzugehen und so die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit gemeinsamen Übungen und Ausbildungen auszubauen.

Von Anfang an war ein Schwerpunkt die Jugendarbeit. 2007 wurde am Lipno-Stausee in Dolní Vltavice (Untermoldau) unter einfachen Bedingungen und Möglichkeiten das erste gemeinsame Jugendlager in einem „alten Hotel“ abgehalten. Die Kinder und Jugendlichen aus den Ortsstellen Nußdorf und Vorchdorf mitsamt ihren Betreuern Gregor Rader, Ulli Dopf und Sonja Streit waren von der Kameradschaft und Gastfreundlichkeit begeistert. Natürlich folgte im nächsten Jahr die Gegeneinladung ins Jugend- und Ausbildungszentrum der ÖWR nahe Nußdorf am Attersee. Es war der Startpunkt für einen kontinuierlichen Jugendaustausch mit unterschiedlichsten Aktivitäten.

Im Ausbildungsbereich konnten vor allem im Fließ- und Wildwasser gemeinsame Kurse in Oberösterreich in der Region rund um Bad Goisern abgehalten werden. Hinzu kamen im Winter regelmäßige Eisrettungsübungen am Lipno-Stausee und auch die gemeinsame Sicherung des Krumlovský Vodácký Maraton, einem internationalen Bewerb, bei dem jedes Jahr über 1000 Teilnehmende die Strecke zwischen Vyšší Brod (Hohenfurth) und Český Krumlov (Krumau) in verschiedenen Bootsklassen auf der Moldau in Angriff nehmen, wurde zu einem Fixpunkt der Kooperation.

Die gegenseitige Teilnahme an verschiedenen Sportveranstaltungen, wie den Oberösterreichischen Landesmeisterschaften im Rettungsschwimmen oder dem Schwimmmarathon im Lipno-Stausee wurde ebenso selbstverständlich, wie die Einbindung bei Großübungen im Zuge des Katastrophenhilfsdienstes.

Die EU-Projekte

2007 kam der nächste große Schritt. Mit der Unterzeichnung eines INTEREG EU-Projektes  von 2007 – 2013 konnten in beiden Einsatzorganisationen mit den Fördermitteln zahlreiche nachhaltige Impulse gesetzt werden. Herausragendes Symbol dieser Kooperation ist das im Jahr 2011 eröffnete gemeinsame Ausbildungszentrum in Dolní Vltavice (Untermoldau). Dessen Grundstein wurde im Rahmen des EU-Programmes INTERACT zur Förderung grenzüberschreitender Zusammenarbeit 2010 gelegt und 2012 als Musterprojekt ausgezeichnet. Die Aufbereitung und Prüfung des Abschlussberichtes durch die Behörden stellte für beide Einsatzorganisationen eine große Herausforderung dar. Auf oberösterreichischer Seite konnte Josef Leichtfried auf die wertvolle Hilfe der damaligen Schriftführerin Gudrun Schöftner zählen.

Bei einem weiteren Projekt: „Gemeinsam mehr für die Sicherheit am Wasser tun“  von Juli 2018 bis Juli 2019 konnten mit Unterstützung im Rahmen des EU-Programmes INTERREG V-A Österreich – Tschechische Republik viele weitere Aktivitäten gesetzt werden. Neben zahlreichen Übungen und Fortbildungen im Bereich Wildwasser und Tauchen und verschiedenen Jugendveranstaltungen, wurde auch die Unterwasser-Suche nach der Statue des Heiligen Nepomuk abgehalten, die in Südböhmen viel Augenmerk auf sich zog. Diese Statue war einst Teil einer Straßenbrücke über die Moldau und liegt in unmittelbarer Nähe der Fährverbindung bei Dolní Vltavice, die heutzutage eine gern benutzte Verbindung vom Gebiet um Aigen im Oberen Mühlkreis und den tschechischen Touristikzentren rund um den Lipnostausee darstellt. Besonders das sehr dunkle Wasser des Stausees und damit verbunden die sehr geringe Sichtweite unter der Wasseroberfläche stellte für die Einsatztaucherinnen und -taucher aus Tschechien und Oberösterreich eine Erschwernis dar. Leider war die Suche vergebens, ein Heimatforscher aus Oberösterreich sollte wohl mit seiner These recht behalten, dass die Statue aus Holz, und nicht wie von einer Augenzeugin beschrieben aus Stein, gemacht wurde und so bereits zerfallen ist.

Bedeutung der Zusammenarbeit

Wenn Einsatzorganisationen grenzüberschreitend gemeinsam trainieren, ausbilden und für Sicherheit sorgen, werden viele verschiedene positive Entwicklungen angestoßen. Das Kennenlernen anderer Ausbildungsansätze und Methoden bereichert den eigenen Wissenstand und kann zu neuen, verbesserten Handlungsweisen führen.  Gemeinsame Übungen und Einsätze verbessern die Koordination, was im Falle von Großschaden- und Katastropheneinsätzen raschere Unterstützung und Hilfe für die Bevölkerung bedeutet.

Doch auch abseits unserer Aufgaben als Einsatzorganisation hat diese Kooperation einen ideellen Wert. Ende 1989 fiel offiziell der eiserne Vorhang und damit eine der tödlichsten Grenzen auf europäischem Gebiet. 40 Jahre Trennung mit Stacheldraht, Wachtürmen und Schießbefehl, Propaganda und die Vermittlung von Stereotypen auf beiden Seiten des Ost-Westkonfliktes haben ihre Spuren hinterlassen. Gerade durch den aktuellen Krieg in der Ukraine zeigt sich, wie leicht alte Wunden wieder aufbrechen und Vorurteile innerhalb der Bevölkerung von Machthabern gezielt verstärkt und dann missbraucht werden können.  Das beste Schutzmittel dagegen ist das persönliche Kennenlernen der Menschen auf der anderen Seite der Grenze, gemeinsam Aufgaben zu bewältigen und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Durch den besonderen Schwerpunkt auf die Jugendarbeit soll diese Partnerschaft weit in die Zukunft reichen.

Danke

Diese Partnerschaft wird seit ihrem Beginn vor allem von dem persönlichen Einsatz unserer Mitglieder auf beiden Seiten getragen, die sich ehrenamtlich und unentgeltlich in ihrer Freizeit engagieren. Ob bei der Betreuung der Jugendaktivitäten, der Teilnahme bei gemeinsamen Einsätzen, Fortbildungen, Übungen, Sportveranstaltungen oder der Bewältigung von organisatorischen und bürokratischen Aufgaben  –  vielen Dank für unzähligen Stunden und die geleistete Arbeit, mit der IHR diese Kooperation mit Leben gefüllt habt. Ein besonderer Dank gilt dem „Gespann“ aus Ing. Milan Bukáček, Leiter des Wasserrettungsdienstes Südböhmen und dem ehemaligen Landesleiter und Präsident der ÖWR LV OÖ Josef Leichtfried, die als treibende Kraft seit 2005 immer wieder dafür sorgen, dass diese Kooperation neue Früchte trägt.

Die Erkenntnis, dass sich diese Zusammenarbeit trotz sprachlicher, geografischer und organisatorischer Hindernisse „auszahlt“, ist ein wesentlicher Faktor für das Fortbestehen. Dabei ist es nicht nur für die beiden Einsatzorganisationen gewinnbringend, sondern für die einzelnen Mitglieder, die sich darauf einlassen. Neue Erfahrungen, neue Möglichkeiten, neue Bekannt- und Freundschaften bereichern die Tätigkeit in einem Ehrenamt und sind auch in der Zukunft zusätzliche Anstrengungen wert.